Fructosefehlverwertung

Allgemeine Infos

Sehr geehrte Patienten!

Ab Oktober 2009 findet der Arbeitskreis Fructose nicht mehr in gewohnter Form statt.

Ihre neue Ansprechpartnerin ist Frau Rentz.

Nach Absprache können Sie mit Ihr einen individuellen Gesprächstermin vereinbaren, in welchem sie Ihnen parallel zu Ihrem Arzt und Ernährungsberater unser Wissen der letzten 5 Jahre weitergeben und individuell auf Sie eingehen wird.

Ziel ist es auch hier, Selbstvertrauen im Umgang mit dieser Störung zu bekommen und das Körpergefühl für unser Essverhalten neu zu gestalten. Außerdem können dort viele Anregungen weitergeben werden, welche eben nur aus der eigenen Erfahrung mit dieser Störung entstehen.

Seien Sie herzlich willkommen und sehen Sie selbst, dass Sie nicht allein sind!

Ihre Praxis Dr. Heuer
Unter einer erworbenen Fructosemalabsorption versteht man eine Krankheit, bei der der Fruchtzucker vom Dünndarm nicht aufgenommen werden kann, weil das zuständige Transportsystem nicht oder nur unzureichend funktioniert. Die Symptome sind vielfältig. Primärsymptome sind Blähungen, Durchfall oder Verstopfung im Wechsel, Bauchschmerzen etc. Wird Fruchtzucker aufgenommen, verändert sich die Darmflora und damit die Aufnahmefähigkeit im Dünndarm. Daraus ergeben sich weitere Symptome wie Reizdarm, Reizmagen, Muskelschmerzen bis hin zu einer Depression. Mit einem H2-Atemtest, der in der Praxis durchgeführt wird kann eine Verdachtsdiagnose festgestellt werden.

Ablauf eines H2-Atemtests

Morgens wird nüchtern der Atem mit einem speziellen Gerät auf H2 gemessen. Anschließend wird eine bestimmte Menge Fructose getrunken, die in einem Glas Wasser aufgelöst wurde. Dann wird ca. alle 20 Minuten wieder mit dem speziellen Gerät der H2-Gehalt im Atem gemessen. Dabei kann herausgefunden werden, ob der H2-Gehalt im Atem signifikant ansteigt.

Problem Fruchtzucker

Eine Störung der Aufnahme verursacht Bauchschmerzen

Druck im Bauch, Sodbrennen, Blähungen, ein komischer Geschmack im Mund, Durchfall oder sogar massive Verstopfungen, dazu oft Kopfschmerzen.
Die Symptome der Patienten sind vielfältig und lassen sich nicht pauschalieren. Entsprechend schwierig ist die Suche nach der Ursache.
Dr. Liana Heuer-Unger beschreibt eine erworbene Fruchtzucker-Aufnahme-Störung, die, so die Autorin, oft als Ursache der Beschwerden übersehen wird.
Petra K. (45) aus Bielefeld war in den letzten Jahren häufig der Verzweiflung nah. Sie war von heftigen Bauchschmerzen und Durchfällen geplagt und alle ärztlichen Untersuchungen hatten keine Diagnose ergeben. Auf ihrer Odyssee durch die Praxen hatte sie Magen- und Darmspiegelungen, sowie eine gynäkologische Untersuchung hinter sich gebracht. Das Ergebnis: Kein organischer Befund. "Meine kolikartigen Bauchschmerzen und besonders meine plötzlichen Durchfälle führten dazu, dass ich mich aus Angst und Scharm kaum noch aus dem Haus wagte. Ich zog mich immer mehr vom gesellschaftlichen Leben zurück", erinnert sich Petra K. mit Schaudern. Ihre Beschwerden, so nahmen die Ärzte an, hätten wohl seelische Ursachen, die entsprechende Diagnose lautete: Reizdarm, psychosomatisch bedingt.

Damit gab sich Petra K. jedoch nicht zufrieden. Sie suchte weiter nach der Ursache ihrer Beschwerden. Schließlich wurde sie an eine gastroenterologische Praxis in Bielefeld zu einem H2-Atemtest überwiesen. Hierbei wurde dann festgestellt, das Petra K. an einer so genannten Fructose-Malabsorption leidet. Endlich war die Ursache ihrer Beschwerden gefunden, endlich hatte sie eine Diagnose.

Die wissenschaftliche Erforschung dieser "Volkskrankheit", wie sie in Österreich schon genannt wird und in Deutschland immer öfter festgestellt wird, befindet sich noch in den Anfängen. Was ist aber eine Fructose-Malabsorption? Fructose ist der Fruchtzucker und Malabsorption bezeichnet eine Störung der Nährstoffaufnahme und des Nährstofftransports vom Darm in die Blut- und Lymphbahnen.

Bei der Fructosemalabsorption kommt es zu einer eingeschränkten Aufnahme freier Fructose im Dünndarm. Hierbei ist der Transport von Fructose aus dem Dünndarm in den Blutkreislauf eingeschränkt, es handelt sich also um eine erworbene Fruchtzuckerunverträglichkeit. Diese im Laufe eines Lebens erworbene Störung kann durch chronische Belastungen, wie z.B. durch langfristige falsche Ernährung, Antibiotikatherapien, langfristige Einnahme von Medikamenten, Umweltbelastungen und -gifte oder Magen-Darm-Infekte verursacht werden. Fruchtzucker wird aus der Nahrung normalerweise über Enzyme durch die Dünndarmwand transportiert und gelangt dann in die Blut- und Lymphbahnen. Ist das Transportsystem gestört, so wird der Fruchtzucker nur unzureichend durch den Dünndarm aufgenommen. Reste bleiben im Darm und werden später im Dickdarm mit Hilfe von Bakterien abgebaut. Die Folgen können Blähungen, Darmgeräusche, wässrige Durchfälle, Verstopfung, Reizdarm-Symptome oder kolikartige Schmerzen sein.

Wichtig ist: Es handelt sich nicht um eine Allergie. Bei einer Allergie können nämlich schon geringe Spuren eines Allergens zu einer bedenklichen, im Extremfall sogar lebensbedrohlichen allergischen Reaktion führen. Bei einer Fructosemalabsorption ist dies anders. Hier werden abhängig von der Fructosefehlverwertung, mitunter noch geringe Mengen gut vertragen. Erst wenn eine bestimme Schwelle überschritten wird, treten die oben erwähnten Symptome auf.

Fruchtzucker bei der Ernährung zu vermeiden, ist nicht leicht: Anders als der Name vermuten ließe, ist er keineswegs nur in Früchten enthalten. Haushaltszucker besteht z.B. zu je einer Hälfte aus Glucose und Fruchtzucker. Darum vertragen Patienten, die den Fruchtzucker nur unvollständig abbauen, auch keine Lebensmittel, die mit normalem Zucker hergestellt worden sind. Man kann aktiv selbst etwas dagegen tun, indem man bestimmte Lebensmittel meidet. Gewisse Einschränkungen in der Lebensmittelauswahl sind nichts im Vergleich zum Gewinn an Lebensqualität durch die Beseitigung bzw. Minderung der Beschwerden. Außerdem ist es glücklicherweise so, dass der Rückgang des Enzyms, der den Beschwerden zu Grunde liegt, durch eine zeitweilige Umstellung der Ernährung gestoppt werden kann. Die Patienten vertragen dann häufig wieder Fruchtzucker in der Nahrung.

Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe können Sie telefonisch erfragen unter der Telefonnummer: 0521 - 40078-0.

Presseartikel aus der Zeitung "Neue Westfälische"- NW gesund vom 19.08.2005

Neue Studie zum Thema Fructosefehlverwertung

Die Fruktosemalabsorption: Eine prospektive Studie zu ihrem Stellenwert in der Differentialdiagnostik bei Reizdarm-Symptomatik

Das offizielle erweiterte diagnostische Prozedere bei Patienten mit Symptomatik eines Reizdarmsyndroms RDS impliziert aufgrund ähnlicher klinischer Manifestation beider Krankheitsbilder den Test auf eine Laktoseintoleranz. Hier lässt sich laut der Deutschen Gesellschaft für Verdauung- und Stoffwechselkrankheiten DGVS ein RDS dann ausschließen, wenn bei einem positiven Testergebnis eine adäquate Therapie zu Beschwerdeverbesserung führt. An dieser Stelle wird die Fruktosemalabsorption hinsichtlich der Differentialdiagnostik nicht erwähnt., woran deutlich wird, dass sie noch nicht dem diagnostischen Standard angehört.

Um ihre Bedeutung in der Differentialdiagnostik des RDS zu analysieren, wurden 601 Patienten mit RDS-Symptomatik mittels H2-Atemtest untersucht. Es zeigte sich, dass 57% eine Fruktosemalabsorption aufwiesen und der Anteil deutlich über dem der Laktoseintoleranz (20%) lag. Während 9% sowohl fruktose- als auch laktoseintolerant waren, verblieben 14% des Gesamtkollektivs ohne positives Ergebnis.

Die 340 fruktoseintoleranten Patienten unterzogen sich einer dreimonatigen fruktosearmen Diät, an die sich ein Recallgespräch zwecks Bewertung anschloss. Als Resultat ergab sich in 82% eine signifikante Verbesserung der aller Symptome.

Vor dem Hintergrund der gesichteten Literatur zeigen sich deutliche Parallelen zwischen dem Krankheitsbild der Fruktosemalabsorption und dem RDS insbesondere hinsichtlich der Manifestation des Symptomkomplexes, weshalb eine unterlassene Testung auf Fruktosemalabsorption zu der Fehldiagnose Reizdarmsyndrom führen kann. Daraus ergäbe sich konsequenterweise ein falscher Therapieansatz und somit eine Persistenz der Beschwerden.

Da sich bei 82% aller fruktoseintoleranten Patienten die Symptomatik nach adäquater Therapie signifikant verbesserte, kann aufgrund dessen, analog zur Beziehung zwischen Laktoseintoleranz und RDS nach der Formulierung der DGVS, das RDS ausgeschlossen werden.

Die Studie führt, insbesondere vermittelt durch die hohe Fallzahl an fruktoseintoleranten Patienten, zu der Empfehlung, den diagnostischen Standard des RDS so zu erweitern, dass der Test auf Laktoseintoleranz mit dem der Fruktosemalabsorption ergänzt wird. Hierdurch könnte das Auftreten der Fehldiagnose RDS und ein daraus resultierender unzweckmäßiger Therapieansatz für eine Vielzahl der Betroffenen wirkungsvoll vermieden werden.

Dr. Mirjana Unger